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Bedarfsermittlung: Check! Auf der Suche nach Mobility Challenges

Wie ihr in diesem Beitrag bereits gelesen habt, läuft bei einem Hackathon nichts ohne Challenges (oder auf deutsch: Herausforderungen). Das sind meist Problemstellungen aus dem realen Lebensalltag von Menschen, für die während eines Hackathons Lösungsansätze entwickelt werden. Doch woher bekommt man eigentlich Challenges für einen Hackathon?

Was den Hackathon Mobilität betrifft, ist die Antwort recht einfach: Wir haben die Menschen gefragt, die unser Thema direkt betrifft. Angefangen haben wir mit den Nutzer:innen. In den Themenworkshops im April haben wir uns mit einer bunt gemischten Gruppe aus Fußgänger:innen, Kurz- und Langstreckenradler:innen, Bus-, Bahn- und Autofahrer:innen ausgetauscht. Dabei haben wir vor allem die Themen ganzheitliche Mobilität und Nutzerfreundlichkeit abgeklopft. Einen Recap der Workshops könnt ihr hier lesen.

Zahlreiche Insights über die technische und administrative Seite von Mobilität haben wir im Austausch mit verschiedenen Akteuren aus Stadt- und Kreisverwaltungen, Hochschulen, Verkehrsbetrieben und -initiativen gewonnen. Dazu haben wir zunächst eine ganze Reihe Einzelinterviews geführt. Die Erkenntnisse aus den Interviews haben die Stakeholder in zwei Design Thinking Workshops noch einmal ganz genau unter die Lupe genommen und in “Opportunities”, also mögliche Lösungsansätze transformiert.

Und was macht man dann mit all dem Input?

Der nächste Schritt auf dem Weg zur Hackathon-tauglichen Challenge ist das große Sortieren. Für einen Reality Check haben wir die Opportunities aus den Stakeholder Workshops mit den Ergebnissen aus dem Austausch mit den Nutzer:innen abgeglichen – damit die Teams im Hackathon an Lösungen arbeiten, die in der KielRegion tatsächlich gebraucht werden. Dabei haben sich sechs Problemfelder herauskristallisiert:

Barrierefreiheit immer, überall und zu jeder Zeit

Mobilität ist nur dann ganzheitlich gedacht, wenn alle einsteigen und mitfahren können. Das betrifft natürlich ganz konkret die Einstiegshilfen in Bus und Bahn, die dann am besten sind, wenn sie sich von Rollstuhlfahrer:innen oder Eltern mit Kinderwagen selbständig und ohne großen Aufwand bedienen lassen. Viele haben sich eine Auslastungsanzeige gewünscht – für die Reiseplanung ist es wichtig, abschätzen zu können, ob Kinderwagen, Rolli oder Fahrrad überhaupt noch Platz im Bus finden. Außerdem gefragt sind eine eindeutige Beschilderung an Haltestellen und Bahnhöfen sowie Informationen zu Fahrplänen, Tarifen in Ticketkauf in leichter Sprache. Davon hätten am Ende alle etwas!

Kommunikation

Im Mobilitätsbereich scheint es einen Kommunikations-Gap zu geben: An der einen Stelle fehlen gebündelte Fahrplaninformationen und das Wissen über Sparpreise oder praktische Nahverkehrs-Apps, an der anderen Stelle werden Zielgruppen nicht erreicht. Damit nicht nur die Reisenden den richtigen Bus, sondern auch das eine oder andere innovative Produkt den Weg zu den Nutzer:innen findet, muss hier einiges getan werden.

Mobile Narrative und das schlechte Image des ÖPNV

“heiß / kalt / kotzen” – das stand in unserem ersten Themenworkshop auf einem Post-It, das unter der Frage “Warum fährst du nicht gerne Bus” klebte. Busfahren hat ein schlechtes Image, das sich aus Verspätungen, dem oftmals als ungemütlich empfundenen Interieur der Fahrzeuge und fehlendem Schutz vor Übergriffen zusammensetzt. Außerdem locken verschiedene Narrative manche Bevölkerungsgruppen nicht unbedingt zur Bushaltestelle: Während 53% der ÖPNV-Nutzer:innen in Deutschland weiblich sind, werden männliche Busreisende auch mal gefragt, ob sie ihren Führerschein verloren hätten.

Nutzungserlebnisse verbessern

Dieses Cluster schließt direkt an das Vorherige an: ÖPNV, Fahrrad und Fußwege würden viele Menschen deutlich öfter benutzen, wenn das Nutzungserlebnis ein Besseres wäre. Die Aufenthaltsqualität auf Fuß- und Radwegen würde sich vielerorts schon durch bauliche Maßnahmen oder besser auf den Fuß- und Radverkehr abgestimmte Ampelphasen verbessern. Im ÖPNV könnte man die Herausforderung auch mit technischen Mitteln wie WLAN im Bus oder Unterhaltungsangeboten angehen. Maßnahmen, die das Sicherheitsgefühl verbessern, sind sowohl in Bussen als auch im Fuß- und Radverkehr gefragt.

Verkehrsdaten nutzbar machen

Wie können bestehende Verkehrsdaten in nutzungszentrierte Informationsangebote umgewandelt werden? Diese Frage lässt sich eigentlich an Punkten in der Verkehrsplanung stellen, an denen Daten erhoben werden, seien es Fahrplaninformationen in Echtzeit oder die Auslastung von Bussen, Bahnen oder Straßen. Wichtig ist vor allem, dass aus den Daten anschauliche Informationen gezogen werden können, die alle Nutzer:innen nach vorne bringen.

Anreize schaffen

Die klassische Karotte vor der Nase: Manchmal braucht es etwas Motivation von Außen, bis man sich in eine bestimmte Richtung bewegt – oder seine Mobilitätsgewohnheiten ändert. Ob Jobticket, Dienstfahrrad oder gute Parkplätze für Fahrgemeinschaften – Für Firmen und Institutionen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Verkehrswende im eigenen Umfeld aktiv zu gestalten. Als besonders vielversprechend werden Maßnahmen gesehen, bei denen die Nutzer:innen Geld, Zeit und Energie einsparen können.

Wie geht es nun weiter?

Unsere nächste Aufgabe ist es, aus diesen Ergebnisclustern Challenges für den Hackathon auszuwählen, zu formulieren und Teams zusammenzustellen, die diese Herausforderungen am 10. und 11. Juni bearbeiten. Die Konzepte, die beim Hackathon entstehen, werden am 17. Juni auf dem Waterkant Festival gepitched. Für das Waterkant Festival gibt es übrigens noch Tickets. Die bekommt ihr hier.

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In unserer Blog-Abteilung möchten wir euch künftig unsere Vision des Projekts Smarte KielRegion ein Stückchen näherbringen. Wir berichten aus unseren anstehenden Projekten, unseren Maßnahmen zum Erreichen unserer Ziele und schenken euch Einblicke Rund um das Thema SmartRegion.

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